Am kommenden Montag, 16. Maerz, soll die Familie Lerch aus ihrer Wohnung am Entenplatz delogiert werden. Nach ueber 7 Jahren juristische Streitigkeiten und allerlei Schikanen (so wurde ihnen das Wasser abgedreht, der Balkon vor ihren Fenstern abgerissen,…) wollen die beiden ueber 80jaehrigen Bewohner_innen nur eines: In ihrer Wohnung, in der sie seit ihrer Kindheit an leben, ihren Lebensabend verbringen duerfen.
Sie sind die letzten Mieter_innen in dem Haus in der Naehe des Griesplatzes. Warum der Vermieter gerade dort die letzten verbliebenen Mieter_innen raushaben will erscheint klar: Liegt das Haus doch in einer Gegend, die gerade von der OeVP als DAS neue Aufwertungsgebiet ausgemacht wurde….
Aus diesem Grund wird es auch eine Veranstaltungsreihe zu Wohnen, Mieten
und Zwangsraeumungen geben. Die erste Veranstaltung findet am 25. Maerz, 19:00 Uhr statt.
In anderen Laendern gehoert der Widerstand gegen Delogierungen und Zwangsraeumungen mittlerweile zum Alltag ganz normaler Menschen. In Oesterreich hingegen ist das kaum ein Thema. Dennoch: Vergangenen Dezember erregte die Zwangsraeumung einer Mindestpensionistin in Wien einiges an Aufsehen. In Graz sollen Mitte Maerz zwei ueber 80jaehrige Menschen aus ihrer Wohnung geraeumt werden. Als nach der Raeumung der Pizzeria Anarchia im letzten Sommer der mediale Blick auch auf Wohnzustaende und Entmietungen (also das Schikanieren von Bewohner*innen, um sie zum Auszug zu bewegen) fiel, erinnerte sich so manche_r daran, dass auch schon
Nachbar*innen und Bekannte damit zu kaempfen hatten.
Alles Einzelfaelle? Entmietungen und Delogierungen sind nur die Spitze eines Eisbergs, der daraus besteht, dass Grund und Boden und Wohnen Waren sind – und dass Altmieter*innen der Neuverwertung von Haeusern und Wohnungen im Weg stehen. Sie sind die brutale Durchsetzung dieser warenfoermigen Verhaeltnisse. Und so werden allein in Wien durchschnittlich jedes Jahr 2500 gerichtlich verfuegte Zwangsraeumungen
durchgefuehrt.
Wie steht es also um die Situation in Oesterreich? Und was koennen Menschen dagegen tun, wenn Bekannte, Nachbar*innen und Freund*innen von Zwangsraeumungen bedroht werden? Zur ersten Diskussion einer Veranstaltungsreihe haben wir Betroffene Menschen aus Graz und die Initiative Zwangsraeumungen Verhindern aus Wien eingeladen, die sich aus dem Anlass einer drohenden Raeumung gegruendet hat:
*Wir wollen auch in Wien anfangen, uns gegen Delogierungen zu organisieren. Dabei ist der Ansatz weniger, die klassische Rechtsberatung im gerichtlichen Verfahren zu ersetzen (wohl aber in diesem Prozess solidarisch zur Seite zu stehen und Informationen und Kontakte auszutauschen). Vielmehr wollen wir die groesztenteils im Versteckten
ablaufende Praxis der Delogierungen an die Oberflaeche holen, um praktische Solidaritaet und Widerstand moeglich zu machen. Anknuepfungspunkte sehen wir also vor allem bei Faellen, wo sich Menschen ihre Wohnung nicht einfach wegnehmen lassen wollen, und sich ueber Unterstuetzung freuen.*